Die Heizung im Zimmer bereitet mir schwere Zeiten. Egal, in welche Richtung man den Regler dreht, der Heizkörper ist so heiß, dass man ihn kaum berühren kann. Den Geräuschen nach zu urteilen, die er in unregelmäßigen Abständen von sich gibt, könnte man zusätzlich glauben, dass er jeden Moment zugesteht, Lukes Vater zu sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass ich innerhalb der kommenden Tage nicht in die newyorker Luft gejagt werde.
Claudias Handy Odyssee geht weiter. Nach dem Ausfüllen aller notwendigen Unterlagen haben wir die Versicherung bekommen, dass man sich bemühen wird, sich innerhalb von 30 Tagen bei uns zu melden. Beruhigend.
Am Vormittag tun wir unseren touristischen Pflichten genug und machen ein bisschen Sightseeing. Nach einem Mittagspäuschen begeben Peter und ich uns zur Broadway, Richtung Stephen Colbert Late Show. Nach langem Warten draußen dürfen wir endlich ins Theater hinein, um weiter und noch länger warten zu müssen. In diesem Moment wird uns mitgeteilt, dass wir das Klo aufsuchen können, diese Aktion wird aber strengstens organisiert. Ich habe das Glück, dass ich gleich in der ersten Schicht der Klogänger bin, was für ein Privileg.
Endlich sitzen wir im Saal. Das Warten nimmt auch hier kein Ende. Der Musiklautstärke nach zu urteilen würde man glauben, dass wir uns zu einem Pop Konzert verirrt haben. Wir werden drauf hingewiesen, dass wir den „Double Feature“ Drehtag (für Donnerstag und Freitag) erwischt haben, was auf einer Seite heißt, dass wir eine doppelte Comedy Dosis bekommen, auf der anderen Seite sollen wir uns nicht wundern, dass manche Sachen zweimal gemacht werden.
Die Bühne gehört nun Paul Mercurio, einem Stand-Up Komiker, der die Zuschauer für den richtigen Star des Abends Aufwärmen soll. Paul baut seine Comedy auf Kommunikation mit dem Publikum auf. Letztendlich lässt er 4 Menschen auf die Bühne kommen. Das erste Pärchen macht ihm mit schüchternen Ja / Nein Antworten seinen Job nicht unbedingt leicht. Als nächstes an der Reihe ist eine ältere Dame. Die Lebensgeschichte ihrer Eltern würde jegliche Hollywood Kriegs- und Liebesblockbuster in die Hosentasche stecken. Paul kommt mit ihrer Erzählung kaum mit, die Dame hat diesen Teil der Show für sich gewonnen.
Endlich ist es Zeit, den Star zu begrüßen. Stephen Colbert stürmt hinein, das Publikum tobt. „Ste-phen! Ste-phen!“ Er läuft zwei Runden, klatscht mit den ersten Reihen an und teilt uns mit, dass wir das ganze noch zweimal genießen dürfen, diesmal aber gefilmt für die Donnerstags- und Freitagssendung.
Danach sind zwei Monologe dran (wieder jeweils für Donnerstag und Freitag). Stephen fasst die politischen Geschehnisse der letzten Tage zusammen und gibt seine Kommentare dazu ab. Zwei Sachen sind nun klar – 1. ich habe von dem Typen davor zwar nie gehört, er ist aber verdammt lustig, 2. weder er, noch sein Publikum dürften große Fans von Donald Trump sein. Der amerikanische Präsident kassiert ein Tor in fast jedem Satz und die Zuschauer schreien vor Freude.
Nach Stephens „one man show“ kommt ein Gast – ein mir unbekannte Stand-Up Komiker. Das Gespräch ist recht nett, das Highlight des Abends haben wir aber offenbar schon hinter uns. Nachdem für die Freitagsausgabe ein Gast von früher reingeschnitten wird, bleibt nur noch eine Verabschiedung übrig, und zwar wieder doppelt. Stephen sagt zweimal gute Nacht, läuft zweimal durch die Ausgangstür und wir dürfen uns erheben und das Theater verlassen. Im Großen und Ganzen war es ein cooles Erlebnis, den Dreh einer Late Night Show auf eigene Augen zu sehen. War es das Warten wert? Als eine einmalige Sache auf jeden Fall. Ein zweites kann ich's mir ruhig entgehen lassen.
Kommentar schreiben