Samstag Vormittag steht im Zeichen von Statue of Liberty und Ellis Island. Wir fahren mit der U-Bahn hinunter zum Battery Park, wo wir unseren Guide Collin treffen. Collin, ursprünglich aus Kalifornien, ist nach New York gekommen, um seine Karriere als Broadway und Fernsehschauspieler zu verfolgen. Da dieser Traum anscheinend einfacher klingt, als er tatsächlich ist, versucht er um die Runden zu kommen, indem er Reisegruppen den Zauber von NYC näher bringt.
Nach einem gründlichen Security Check dürfen wir in die Fähre einsteigen und fahren los, damit wir uns auf der Insel einem weiteren Check unterziehen können. Collin zieht sein schauspielerisches Talent und verpackt die Jahrhunderte lange Geschichte der Statue in einen 20 minütigen Comedy Auftritt. Wo warst du denn, Collin, als ich im Geschichtsunterricht vor Langeweile am Tisch geknabbert habe? Am Einsatz wird dein Werdegang sicherlich nicht scheitern.
Am Weg zur Ellis Island verwickeln wir uns in ein Gespräch. Er - selber ein Musical Darsteller - ist aus dem Häuschen, als er erfährt, dass wir Tänzer sind und dass meine Frau bei der österreichischen Version von Dancing With The Stars mitmacht.
Auf der Ellis Island gehen wir direkt ins Museum der Immigration. Collins Ton wird deutlich ernster, allerdings gibt er auch diese Geschichte mit einem gewissen Charme und Schmäh wieder. Nach seiner Einführung verabschiedet er sich von der Gruppe und wir können die Insel auf eigene Faust erkundigen und verlassen. Als ein Gangster-Movie Fan, der das Zollgebäude und die Einreiseprozeduren in unzähligen Filmen gesehen hat, bin ich hier in meinem Element. Ich darf durch alle Räumlichkeiten eine Stunde lang wie Alice im Wunderland schweben, bevor beschlossen wird, dass wir eine Fähre zurück zu Manhattan nehmen.
Claudia ist nicht gerade am Höhepunkt ihres Energielevels, von Peter und mir wird aber keine Schwäche geduldet, ein weiterer Punkt unseres Programms wird erfüllt! Und da wir gerade in der Nähe sind, begeben wir uns zum One World Observatory.
Wir beschließen, keine priority Tickets zu besorgen, und es mit der billigeren Standard Version zu riskieren. Joke's on them – die Priority und Standard Schlangen sind beinah gleich lang. Wir nehmen den 23 Meilen pro Stunde schnellen Aufzug und betreten das Observatorium. Ich entferne mich von meinen Reisekollegen und ob man es glaubt oder nicht, es ist tatsächlich nicht gerade einfach einander in einem kreisförmigen Raum wiederzufinden, besonders dann, wenn sich beide Seiten mit gleicher Geschwindigkeit in gleicher Richtung fortbewegen. Am Ende haben wir es doch geschafft, die physikalischen Gesetze zu besiegen und das Observatorium zu verlassen (nicht durch den Priority Ausgang!).
Der heutige Plan erweist tatsächlich keine Zeitlücken. Kaum im Hotel angekommen, wartet der nächste Programmpunkt auf uns. Man könnte sogar meinen, es handelt sich um den Höhepunkt des Tages. Wir treffen Thomas! Der langjährige Klubkollege und Freund ist derzeit dienstlich in New York, also nützen wir die Gelegenheit für ein Treffen.
Heute wechseln wir die Tapeten und statt zu einem Jazz Lokal führen unsere Schritte zu einem Stand-Up Comedy Club, ebenfalls in Greenwich Village. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es sich bei dem von mir ausgesuchten Lantern Club um ein ganz gewöhnliches Beisel handelt. Nachdem ich dem Türsteher mitteile, dass wir eine Reservierung haben, werden wir zügig in einen kleineren Raum im hinteren Abteil des Etablissements geführt. Eine Bestätigung will er nicht sehen, ich scheine recht vertrauenswürdig zu sein.
Die Lichter gehen aus. Die winzige Bühne gehört nun dem ersten von einer Reihe Stand-Up Komiker, die wir an diesem Abend sehen werden. Da ich seinen Namen vergessen habe, werden wir ihn für unsere Zwecke Aaron nennen. Aaron beginnt seine Performance mit einer Frage nach der Herkunft einzelner Zuschauer. Da haben wir Iowa, The Bronx und da kommt schon Thomas. „Guess“ fordert er den Ertaiterner heraus. Aaron genießt offensichtlich die Interaktion und steigert sich in dieses Ratespiel hinein. Nach mehreren Erfolglosen versuchen knackt er das Rätsel. Claudia verrät ihm, dass ich mit meiner Herkunft aber doch nicht so ganz in die Gleichung hineinpasse. Aaron fühlt sich angegriffen, als ich feststelle, dass er vermutlich nicht weiß, wo die Tschechische Republik liegt und beweist mir in ein paar Worten seine Kenntnis über die Geschichte meines Landes. Beeindruckend.
Innerhalb der nächsten anderthalb Stunden wechseln sich mehrere Performer auf der Bühne ab. Manche lassen sich anmerken, dass sie doch erst frische Einsteiger im Stand-Up Bereich sind, andere könnten sich mit meinen Lieblingen wie Gad Elmaleh oder Hasan Minhaj ohne weiteres messen. Am Ende handelt es sich um so ein positives Erlebnis, dass wir noch für die zweite Show bleiben und uns eine neue Mischung frischer und uns schon bekannter Gesichter anschauen.
Wir verlassen Lantern Club, die Kranken sind wieder gesund, die Grantigen wieder happy. 3 Stunden Stand-Up bewirken anscheinend Wunder. Leider finden wir am Weg zum Hotel den kleinsten Park in New York nicht, den uns Thomas unbedingt zeigen wollte. Dafür sehen wir aber eine Menge anderer einzeln stehender Bäume und Bänke, also ich glaube, dass es auch zählt. Wir verabschieden uns vor unserem Hotel und hoffen auf ein neues Wiedersehen in einer anderen Stadt der Welt.