Der Montag beginnt für mich schon sehr früh. Bereits um 4:45 hänge ich am Handy, um die Dancing Stars Pressekonferenz anzusehen, damit ich aus erster Hand erfahre, wen meine Frau als Tanzpartner für die Show bekommt. Es dauert eine Weile, bis mir auffällt, dass ich Cathi, die anscheinend als eine der ersten erledigt wurde, verpasst habe. Macht nichts, eine kurze Internet Recherche zeigt, dass sie die kommenden Wochen mit Norbert Oberhauser am Parkett verbringen wird – ein guter Fang. Ich versuche, noch ein bisschen Schlaf zu bekommen, was mir aber nicht gelingt, also warte ich einfach ab, bis ich 2 Stunden später den Frühstücksraum schon wieder als erster stürmten kann.
Nachdem alle wach und ready sind, drehen wir eine Runde durch Little Italy, bevor wir uns zu Old St. Patrick's Cathedral begeben, wo wir eine Tour gebucht haben. Wir werden von Britney willkommen geheißen. Britney ist eine Reiseführerin und sehr enthusiastisch über Kirchen, Geschichte und Gangsterfilme. Britney ist auch sehr enthusiastisch über das Vermitteln ihres Enthusiasmus anderen. Ich bete, dass mir dieses Energiebündel nicht vor den Augen in einen Geysir von Pailletten und Schmetterlingen zerspringt. Da wir eine große Gruppe sind und da wir uns durch enge Räume bewegen werden, werden wir in zwei kleinere Grüppchen geteilt. Meine Gruppe wird von Nick übernommen. Uf.
Nick ist ein lässiger Typ, der seine Führung zwar in einem unterhaltsamen Ton hält, man muss sich dabei aber keine Sorgen machen, vor lauter Begeisterung einen Autismusanfall zu bekommen. Wir beginnen unsere Tour vor der Kathedrale und werden von der Formierung und Gewalt irischer Immigrantengangs unterrichtet. Wir setzen die Tour im Inneren der Kathedrale fort, wo Michael Corleones Nichte getauft wurde, während die vier Dons von New York geschlachtet wurden, gehen durch die Hinterseite der Orgel durch und wir beenden das ganze in den Katakomben unterhalb der Kathedrale, wo sich jeder, der ein paar Millionen Dollar beiseite hat, ein Grab zulegen könnte.
Unser Vorhaben, als nächstes durch Harlem spazieren zu gehen, wird durch den Regen zunichte gemacht. Wir schmieden kurzfristig neue Pläne, am besten in überdachten Räumlichkeiten. Peter und Claudia wollen dass Museum Of Modern Art besuchen. Ich finde heraus, dass wir uns in der Nähe des Museums der amerikanischen Gangster befinden, also ist für mich die Wahl getroffen.
Meine Tourgruppe besteht aus 3 Menschen – außer mir ist noch ein Pärchen an der Mafia Geschichte in New York interessiert. Das Museum ist aber für größere Menschenmengen auch nicht sonderlich geeignet. Zur Verfügung haben wir zwei Zimmer mit Bild- und Textmaterial, einen Theatersaal, eine Bar und theoretisch einen Braukeller, der aber an regnerischen Tagen wie heute nicht betretbar ist. Die Führung ist recht angenehm und vervollständigt mein schon bestehendes Wissen über dieses Thema.
Am Abend ist wieder Kultur angesagt, diesmal für alle 3 gemeinsam. Wir sehen uns ein off-Broadway Stück The Woman In Black, das in einem ins Theater umgewandelten Hotel bei uns um die Ecke gespielt wird. Zufälligerweise ist es die gleiche Location, wo Peter und Claudia schon am Vorabend waren, also finden wir problemlos hin.
Claudia, die ihren Ausweis vergessen hat, wird mit Verdacht angesehen und aufgrund ihres potenzionell zu niedrigen Alters nur ungerne hineingelassen. Ich schätze, das ist ein Kompliment. Wir werden mit einem Aufzug in eins der höheren Stockwerke gebracht und in eine nicht gerade geräumige englische Bar geführt. An der Theke warten im Preis inbegriffene Jameson Shots und in der Mitte stehen in vier Reihen aufgestellte hölzerne Stühle.
Was als eine 2-man conversational Comedy Show beginnt, nimmt schnell eine starke Wendung und fängt an, mit den Sinnen und dem Sicherheitsgefühl der Zuschauer ein unschönes Spiel zu spielen. Es ist erstaunlich, was man mit einfachen Mitteln, wie mit dem Licht, dem Ton und der eigenen Vorstellungskraft des Publikums schaffen kann.
Nach dem Stück begeben wir uns in die Rooflounge und diskutieren die Sugestivität der gerade erlebten Gruselgeschichte. Der Regen vertreibt und bald und wir gehen zurück zum Hotel, wo wir uns gute Nacht wünschen und ich betrete mein leeres Zimmer. Aber was wenn das Zimmer gar nicht so leer ist? Heute wird jedenfalls mit offenen Vorhängen geschlafen.
Kommentar schreiben
Eva Dvorak (Dienstag, 11 Februar 2020 14:37)
Einfach köstlich... ich liebe solche Stories... *ggg*
Martina (Mittwoch, 12 Februar 2020 09:49)
Du schreibst großartig! Ein Genuss, das zu lesen.