VIDEO: Strohwitwer in New York 7

Der letzte Tag beginnt für mich nicht gerade auf der besten Note. Nachdem der Boiler anscheinend versagt hat (wie wir später herausfinden), habe ich in der Nacht vor Kälte kaum ein Auge zugemacht. In der Früh bin ich dementsprechend nicht gerade top fit.

Wir packen uns zusammen und beschließen, den geplanten Harlem Besuch aufgrund des Wetters doch auf das nächste Mal zu verschieben (diese Stadt schafft es einfach immer, einen Grund zu erschaffen, sie nochmals besuchen zu müssen). Die Indoor-Alternativen sind eine Shoppingtour auf Times Square und die Nationalbibliothek. Nachdem wir nicht viel mehr als Ramsch finden, fällt die Shoppingtour recht kurz aus. Wir begeben uns zur Bibliothek.


Das Gebäude der Nationalbibliothek scheint unter den ganzen Wolkenkratzern etwas fehl am Platz zu sein. Das wunderschöne historische Haus könnte ohne weiteres im Zentrum einer europäischen Metropole stehen, ohne jemandem negativ aufzufallen. Wir nutzen die Gelegenheit, eine kostenlose Tour zu machen – genauso wie überraschend viele andere Menschen auch.


Unsere Tourführerin Caren ist eine ältere Dame, die dieses Haus und ihren Job allem Anschein nach über alles liebt. Aus jedem Satz sprüht ihre Begeisterung für die Architektur, die Kunst und schließlich auch die Literatur, die die Bibliothek beherbergt. Peter ist von ihrem Auftreten eher genervt, Claudia und ich empfinden sie einfach als eine süße Zauberoma, die ihre Kekse mit etwas zu viel grünem Gewürz verfeinert hat. Gerade als wir dabei sind, die Bibliothek zu verlassen, fällt mir ein bekanntes Gesicht auf, das sich an mir vorbei geschlichen hat. Ich drehe mich um, trenne mich von meiner Gruppe und begrüße eine meiner Unikolleginen aus Wien. Ob denn das nicht beweist, wie klein die Welt ist, dann weiß ich auch nicht mehr.


Wir fahren zurück zum Hotel und holen uns zum letzten mal etwas zum Essen von Chelsea Market. Obwohl es noch nicht ganz an der Zeit ist, finden wir nichts mehr, was wir auf die Schnelle noch machen könnten und fahren zum Flughafen. Claudia und Peter trennen sich von mir und fahren mit dem Flughafenzug weiter, um ihre Handyodyssee fortzusetzen, idealerweise auch abzuschließen. Ich gehe durch die langsamste und unorganisierteste Kontrolle der Welt durch. Die Regel lautet: es gibt keine Schlangen, kämpfe dich gefälligst durch! Meine Einstellung wird aber sofort verbessert, als mir eine Flughafen Angestellte ein Kompliment über meinen Namen macht. „Vatslav, Vatslav, oh that's very nice!“ Glückwunsch, Mama! Ein Punkt für deine Namenswahl.


Man will es gar nicht glauben, das Handy ist wieder da. Wie sich herausstellt, hätte Claudia gleich am ersten Abend zu der Lost And Found Abteilung weitergeleitet werden sollen, wo sich das Telefon vom Anfang an befand. Aber immerhin, besser jetzt als nie. Mit diesem Erfolgserlebnis steigen wir ins Flugzeug ein und begeben uns Richtung Zuhause, wo sich herausstellen soll, dass ich meine nächtliche Schüttelfrost nicht nur dem versagten Boiler zu verdanken hatte. Aber das, liebe Kinder, ist eine Geschichte für ein anderes Mal.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0